Seit der Steinzeit wird Räucherwerk auf glühender Kohle verräuchert. Dafür werden feuerfeste Gefäße aus Stein oder Metall benutzt, die sich für das Räuchern hervorragend eignen.

Zwischen Räucherstäbchen und Räucherwerk besteht ein Unterschied. Bei Räucherstäbchen wird Räuchermasse auf einen Bambusspan aufgetragen. Da Weihrauch jedoch schlecht klebt und ohne Kohle schlecht verglimmt, wird einfach Holzstaub mit Weihrauchöl getränkt.
Beim Verräuchern von reinem Räucherwerk wie dem Weihrauch, haben wir nur das Weihrauchharz und natürlich die Kohle. Ist die Kohle am Glühen, sondert sie keinen Eigenduft mehr ab. Wird also auf die glühende Kohle Weihrauch gelegt, haben wir den reinen Weihrauchduft und auch die reine Weihrauchwirkung. Das ist ein unbestreitbarer Vorteil gegenüber Räucherstäbchen.

Das Räuchern von Räucherwerk hat nicht nur feinstoffliche Gründe, wie zum Beispiel das Ausräuchern von Wohnungen zur Stimmungshebung oder ätherischer Sauberkeit. Auch viel pragmatischere Gründe sind für das Räuchern von Weihrauch ausschlaggebend.

So räuchern die Pfarrer in der Kirche vor allem deshalb, damit die Partikel in der Luft dichter werden und den Hall der Stimme besser übertragen . In derart großen Räumen wie den Kirchen hören also auch die ganz hinten noch etwas von der sonntäglichen Predigt.

Weihrauch gilt als Räucherwerk der Kirche

Doch nicht nur Weihrauch wie Aden oder Eritrea sind gleichbedeutend mit Räucherwerk. Es gibt mehrere Harze und auch viele Pflanzen, die sich als Räucherwerk eignen und gewünschte Resultate bringen.

So ist beispielweise Copal das meistgenutzte Räucherharz der südamerikanischen Indianer und wird von ihnen nicht nur zur Gottesanbetung während religiöser Zeremonien, sondern auch zur Steigerung der Hellsicht eingesetzt.

Oder Dammar, das malaiische Wort für “Licht“, mit dem feinen zitrusartigen Aroma, das klärend und erhellend auf das Gemüt wirkt und dabei hilft, Depressionen zu lindern.

Mastrix als Räucherwerk

Auch das beliebte Pistazienharz Mastix wird gerne als Räucherwerk verwendet. Im Mastix vereinen sich die aufhellende, klärende Eigenschaft des Dammarharzes mit der Hellsicht vermittelnden Kraft des Copal und der stark reinigenden Wirkung des Aden Weihrauchs zu einem frischen, balsamartigen Aroma.

Weitere bekannte und weniger bekannte Harze, die sich zur Räucherung eignen sind Styrax, Sandarak, Opopapax oder süße Myrrhe und Drachenblut.
Pflanzen, die gerne als Räucherwerk verwendet werden sind Patchouliblätter, Lavendelblüte, Salbei, Moschusblätter und sehr beliebt: das Sandelholz.

Auch Cumarin wird gern als Räucherwerk verwendet. Cumarin wird aus der Tonkabohne gewonnen. Diese wird auch als Gewürz in Desserts oder Fruchtsoßen verwendet, da sie einen vanilleähnlichen Geschmack hat. Cumarin wird auch als Aroma zu Tabak hinzugegeben.

Doch wozu bringt uns der Umgang mit Räucherwerk eigentlich Vorteile? Um die Art und Weise zu verstehen, wie und in welchem Umfang Düfte auf uns wirken, müssen wir weit in die Vergangenheit reisen.

Unsere Reptilienvorfahren hatten keine so umfangreiche Gehirne wie wir und bestimmten weitgehend nur über den Geruch, ob sie vor anbahnenden Gefahren fliehen oder sie lieber bekämpfen sollten.

In den Millionen Jahren in denen sich der Mensch entwickelt hat, hat sich diesbezüglich praktisch kaum etwas verändert: Die Geruchsinformationen gelangen über die Riechbahn direkt ins Gehirn, wo sie passende Gefühle auslösen. Dieser Vorgang passiert in Sekundenbruchteilen – wir nehmen unbewusst über den Geruch noch sehr viele Informationen wahr, auf die wir genauso reagieren wie auch früher schon: Flucht oder Kampf, Rückzug oder Aggression.

Es gibt also eine Hintertüre zu unseren Gefühlen – und genau diesen Vorteil können wir uns mit Räucherwerk zu nutze machen.